Konferenzbericht: 3. Tagung der DGA-Nachwuchsgruppe (25.-27.01.2008/Freiburg)

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Konferenzbericht von Riadh Jaouadi, Mareike Meyn und Ronja Zimmermann, ASIEN 107 (S. 110–114)

Vom 25. bis 27. Januar 2008 fand im Studienhaus Wiesneck in Buchenbach nahe Freiburg die dritte Tagung der DGA-Nachwuchsgruppe zum Thema Asienforschung statt. Junge Referierende, Chairs, Kommentatorinnen und Studierende aus verschiedenen Städten Deutschlands und den unterschiedlichsten Fachbereichen reisten am Freitagnachmittag an, um sich ein Wochenende lang intensiv über aktuelle politische, wirtschaftliche und kulturelle Entwicklungen in der asiatischen Region auszutauschen. Bevor man sich dem wissenschaftlichen Teil zuwandte, wurden alle zunächst freundlich empfangen und bei Kaffee und Kuchen hatten die Konferenzteilnehmer Gelegenheit, einander in entspannter Atmosphäre kennen zu lernen oder das ein oder andere bekannte Gesicht wieder zu treffen.

Die Veranstaltung begann mit einer Eröffungsrede des Sprechers und der Sprecherin der DGA-Nachwuchsgruppe, Stefan Rother und Henriette Sachse. Sie begrüßten alle Teilnehmer, stellten das Programm des Wochenendes vor und berichteten über aktuelle Entwicklungen innerhalb der Nachwuchsgruppe. Anschließend folgte eine Rede des geschäftsführenden Vorstands der DGA. Herrn Dr. Schucher, und Robert Lindner präsentierte die Website.

Die DGA-Nachwuchsgruppe versteht sich als Forum zum Austausch asienbezogener Forschung in den Geistes- und Sozialwissenschaften. Daher bot auch die diesjährige Tagung eine bunte Vielfalt an Referatsthemen aus den Bereichen Politologie, Ethnologie, Soziologie aber auch Literaturwissenschaften oder Geowissenschaften.

Das Programm des Wochenendes sah insgesamt 8 Panels vor, durch die jeweils ein Moderator oder eine Moderatorin führte. Die Referierenden hatten 10 Minuten Zeit, um ihr Forschungsvorhaben (Diplom- und Magisterarbeiten, Promotionen, Habilitationen) zu präsentieren. Bevor die Diskussion mit dem Publikum eröffnet wurde, kommentierten erfahrenen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus der Asienforschung die Vorträge und boten Ergänzungen oder konstruktive Kritik.

Gleich nach dem Abendessen startete das erste Panel: „Internationale Beziehungen“. Geleitet wurde es vom Katja Freistein, Mitgründerin der Nachwuchsgruppe und Sprecherin bis 2007. Makika Yamauchi von der Universität Tübingen eröffnete das Panel mit ihrem Dissertationsprojekt: „Entstehung einer pluralistischen Sicherheitsgemeinschaft in Nordostasien – Eine Fallstudie über den friedlichen Verhaltenswandel zwischen China, Südkorea und Japan: 1990-2005“. Hier geht sie der Frage nach, wie stabil der Frieden zwischen den drei Ländern ist und welche Faktoren den Prozess der Sicherheitsvergemeinschaftung befördern. Nach ihr präsentierte Markus Reger (Universität Freiburg) sein Promotions-Konzept zur deutschen Südostasienpolitik (seit der Regierung Kohls 1989 bis heute) und kommt zu der These, dass die Politik der Bundesregierung stark von der ökonomischen Bedeutung des jeweiligen asiatischen Landes abhängig ist. Sonja Regler (Freie Universität Berlin) stellte ihre Diplomarbeit „Chinas Rolle bei der internationalen Friedenssicherung im Rahmen der Vereinten Nationen“ und die darauf aufbauende Promotion mit der Untersuchung der Darfur-Krise und des chinesischen Verhaltens vor. Als letzte Referentin des ersten Abends trug Jasmin Lorch von der Universität Freiburg ihr Promotionsvorhaben „Zivilgesellschaft im Handlungsrahmen schwacher Staatlichkeit. Bangladesh und die Philippinen im Vergleich“ vor. Prof. Claudia Derichs, stellvertretende Vorstandsvorsitzende der DGA und Professorin an der Universität Hildesheim, kommentierte die vier Vorträge mit Anregungen und Verbesserungsvorschläge.

Nach den Referaten nutzten die Teilnehmer die Gelegenheit, sich im besser kennen zu lernen, über Erfahrungen zu berichten, Netzwerke zu spinnen und sich mit Gleichgesinnten auszutauschen. Dieses lockere Beisammensein in den gemütlichen Räumen des Studienhauses Wiesneck war ebenso förderlich für die angenehme Stimmung während der gesamten Tagung wie auch die gute Organisation und der reibungslose Ablauf.

Am Samstag standen 6 Panels auf dem Programm. Der Tag begann mit zwei Parallel-Panels: Panel 2a beschäftigte sich mit „Demokratisierung und Governance“, während Alternativpanel 2b sich „Ethnologie- und Gender-Themen“ zuwandte. Panel 2a, das von Dr. Patrick Ziegenhain (Universität Trier) geleitet und von Prof. Rüland (Universität Freiburg) kommentiert wurde, beinhaltete folgende Themen: Als Erstes stellte Nadine Reis (Universität Bonn) ihre Doktorarbeit „Water Governance and Regional Planning in Vietnam’s Mekong Delta“ vor. Sie ging dabei vor allem auf die Risiken und Probleme des „flood-managements“ ein. Danach folgte eine Ausführung von David Kühn (Universität Heidelberg) zu seinem Dissertationsprojekt „Die Institutionalisierung ziviler Kontrolle des Militärs in Demokratieprozessen – Taiwan und Südkorea im Vergleich“ Er verfolgte dabei das ehrgeizige Ziel, eine Konzeption ziviler Kontrolle zu entwickeln. Michaela Haug von der Universität Köln beleuchtete mit ihrem Dissertationsvorhaben „Poverty and Decentralisation in East Kalimantan: The impacts of regional autonomy on Dayak Benuaq Livelihoods“ wie sich Dezentralisierung auf bestimmte Gruppen im Regenwald auswirkt. Grundlage hierfür war ihre zweijährige ethnologische Feldforschung in Indonesien. Mit dem Thema seiner Diplomarbeit „Aceh: Peace in the Wake of Tsunami?“ ging Arno Weizenegger (Universität Köln) abschließend auf die politische Geographie von Naturkatastrophen ein.

Das Panel 2b wurde von Stephan Engelkamp (Universität Münster) geleitet und von Dr. Kirsten Endres (Universität Freiburg) kommentiert. Dr. Susanne Rodemeier (Universität Passau) stellte ihre Habilitationsforschung zu dem Thema: „Geschlechterverhältnis in Brautpreisgesellschaften in ländlichen Gebieten Ostindonesiens“ vor. Durch ihren engen Kontakt zu den Einheimischen des Alor-Archipel in Indonesien konnte sie Einblicke in die lokalen Geschlechterbeziehungen gewinnen. Mareile Görgen (Universität Göttingen) stellte ihre Arbeit mit dem Titel „Gender on Cambodia’s Commune Councils. A comparative Case Study of Female Councilors’ Performance in Rural and Urban Areas“ vor. Diese Studie basierte auf ihrem Forschungsaufenthalt in Kambodscha, in dem sie sich mit Frauen in der Lokalpolitik beschäftigte. Anschließend referierte Bettina Volk (Universität Passau) über „Totenrituale als Zugang zu einer indigenen Moderne im indonesischen Alor-Archipel“. Georg Noack von der Humboldt-Universität zu Berlin präsentierte sein Dissertationsprojekt: „Local Traditions, global Modernities: Public Self-Images, Dress and the Construction of Identity in urban Myanmar“. Dabei ging er auf den Unterschied von Kleidungsstilen in Myanmars Städten ein.

Panel 3 beschäftigte sich mit der Volksrepublik China: Dr. Björn Alpermann (Universität Köln) läutete dieses Panel mit dem Vortrag „Political consequences of social stratification processes in contemporary China“ ein. In seinem Habilitationsvorhaben wirft er die Frage auf, ob die alten Eliten Chinas bei dem übergang von der Plan- zur Marktwirtschaft ihre herausragende Stellung behalten werden. Die Dissertation von Isabelle Gras (Universität Trier) beschäftigt sich mit dem Thema „Industrial policy making in a transitional context – The role of the state in the economic development of Shanghai“ Dabei konzentriert sie sich auf die Entwicklung Shanghais seit den 1990er Jahren.

Nach einer Mittagspause standen Panel 4a „Indonesien“ und das Alternativpanel 4b „Perlflussdelta“ auf dem Programm. Das Indonesien-Panel wurde von Dr. Susanne Rodemeier moderiert und von Dr. Patrick Ziegenhain kommentiert. Eingeleitet wurde es mit dem Vortrag von Boryano Rickum, von der RWTH Aachen mit dem Titel: „Die japanische Okkupation in der indonesischen Erinnerung“. Die Dissertation geht der Frage nach, welche Akteure die verschiedenen Ebenen der Erinnerungskultur in Indonesien gestalten und wie sie dazu motiviert werden. Danach folgte Franziska Singer (Humboldt-Universität zu Berlin) mit ihrer Magisterarbeit zum Thema: „Darul Islam und Jemaah Islamiyah – ein diachroner Vergleich zweier islamistischer Bewegungen in Indonesien“. In der anschließenden Diskussion wurde das Problem der Kontaktaufnahme mit diesen Gruppen angesprochen.

Das Perlflussdelta-Panel begann mit einen Vortrag über „Urban governance und institutioneller Wandel in der Perlflussdelta-Region China. Wirtschaftliche Sonderzone als Labore institutioneller Innovationen?“ von Christian Wuttke (Universität Hamburg). Im Anschluss erläuterte Matthias Becker (Universität Hamburg) sein Promotionsvorhaben „Städtische Entwicklungsstrategien im Perlflussdelta, China. Identifikation von Steuermodi in Wirtschaftseinheiten“. Abschließend referierte Susanne Meyer von der Universität Hannover über „Agile Produktionsnetzwerke im Perlflussdelta – ein strategischer Wettbewerbsvorteil“. Moderiert wurde das Panel von DGA-Geschäftsführer Jörg Joswiak, Kommentator war Dr. Björn Alpermann.

Nach einer Kaffee- und Kuchenpause hieß es: „Asien, ein weites Feld“. Das Panel wurde von Lydia Seibel, die zusammen mit Katja Freistein bis 2007 Sprecherin der Nachwuchsgruppe war, geleitet und von Dr. Christl Kessler vom Arnold-Bergstraesser Insititut Freiburg kommentiert. Thomas Jung (Universität Köln) präsentierte sein Dissertationsvorhaben „Urban tourism in metropolitan Manila“, in dem er auf das Tourismus-Potential der Großregion Manila eingeht. Der letzte Vortrag des Abends stammte von Maria Römer (FU Berlin), die mit ihrer Arbeit zum Thema: „Weltsicht der Metapher – Zur Intertextualität in Murakami Harukis Umibe no kafuka“ einen literaturwissenschaftlichen Beitrag lieferte.

Nach dem Abendessen berichtete DGA-Geschäftsführer Jörg Joswiak über „Aktuelles aus der DGA“. Am Ende des Tages nahmen viele Teilnehmer noch das Angebot wahr, sich an einer Diskussion zum Thema „Was kommt nach Studium, nach der Promotion?“ zu beteiligen und so von den Erfahrungen und Ratschlägen anderer Teilnehmer zu profitieren.

Am Sonntag stand ein letztes Panel mit dem Titel: „Migration“ auf der Tagesordnung“. Chair war Stefan Rother, Kommentator Dr. Uwe Berndt vom Studienhaus Wiesneck. Simone Christ (Universität Trier) stellte ihre Magisterarbeit über „Soziale Handlungsfähigkeit und Kompetenzgewinnung philippinischer Migrantinnen in den Vereinigten Arabischen Emiraten“ vor, für die sie insbesondere die kognitive Dimension des Migrationsalltages untersucht hat. Anschließend referierte Hye-Young Hauber von der Freien Universität Berlin über ihr Promotionsvorhaben zu „Integrationsstrategien ethnischer Minderheiten. Eine Studie zu koreanischen Migrantinnen in Deutschland“. Zum Schluss stellte Tatjana Bauer (Universität Bonn) ihre Diplomarbeit „Das verborgene Potential der in der ehemaligen DDR ausgebildeten Vietnamesen und Vietnamesinnen – Blick auf Deutschland und Vietnam“ vor.

Zum Abschluss der Tagung wählten die Mitglieder der Nachwuchsgruppe einstimmig Eva Ottendörfer und Anke Wiedemann, beide von der Universität Freiburg, zu den Stellvertreterinnen von Henriette Sachs und Stefan Rother. Sie treten die Nachfolge von Irene Eiermann an, die sich bereits am Ende ihrer Promotion befindet.

Die Tagung hat alle Erwartungen erfüllt: Neben exaktem Zeitmanagement und glänzender Bewirtung wartete das Programm mit ausgezeichneten Vorträgen aus unterschiedlichen Fachbereichen und über verschiedenste Länder auf. Der zum Teil große Unterschied des Forschungsstandes zeigte alle Facetten des wissenschaftlichen Arbeitens auf. Auch die Diskussionen waren lebhaft, zeugten von regem Interesse und lieferten wertvolles Feedback für die Referierenden. Herzlichen Dank an alle, die für zum Gelingen der Tagung beigetragen haben!

Riadh Jaouadi, Mareike Meyn und Ronja Zimmermann