Konferenzbericht: 5. Tagung der DGA-Nachwuchsgruppe (29.04-1.05.2011/Frankfurt am Main)

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Konferenzbericht von Armin Müller, ASIEN 120 (S. 103–105)

Vom 29. April bis zum 1. Mai 2011 fand in der Evangelischen Akademie Arnoldshain nahe Frankfurt die fünfte Tagung der DGA-Nachwuchsgruppe Asienforschung statt. 21 Vortragende aller Fachbereiche stellten den knapp 50 TeilnehmerInnen in acht verschiedenen Panels ihre Forschungsprojekte vor. Das Treffen gibt jungen WissenschaftlerInnen mit Asienbezug die Gelegenheit zur Begutachtung von Qualifikationsarbeiten durch ExpertInnen, fördert die Vernetzung der Disziplinen und Regionalschwerpunkten und wird seit sechs Jahren im Abstand von 1, 5 bis 2 Jahren veranstaltet. Für den akademischen Nachwuchs bietet die Tagung somit nicht nur einen spannenden Einblick in die disziplinäre und thematische Vielfalt der Asienforschung, sondern auch ein praktisches Mittel zur Verbesserung der Qualität der eigenen wissenschaftlichen Arbeit durch gezieltes Feedback.

Nach der Eröffnungsrede der Nachwuchsgruppensprecherin Anke Wiedemann und den Stellvetreterinnen Simone Christ und Anne Schreiter begann das erste Panel Verhandlungsprozesse in den internationalen Beziehungen“ mit Anne Schreiter als Chair. Raphael Susewind (Universität Marburg) stellte sein Paper „How ’integrated’ is the Indian Foreign Service? An exploration of the example of the Farakka negotiations“ vor, und Isabel Pitz (Universität Trier) präsentierte ihre Magisterarbeit zu den Territorialkonflikten Chinas und Vietnams. Nach einer vertiefenden Debatte im Anschluss an die Vorträge endete der Abend mit zwei Diskussionsrunden, in denen sich die KonferenzteilnehmerInnen angeregt über Publikationsstrategien und Finanzierungsmöglichkeiten für die Promotion austauschten.

Der Samstag begann mit zwei Doppelpanels. Panel 2A „Interkulturalität und Raum“, mit Simone Christ als Chair und Herrn Prof. Christoph Antweiler (Universität Bonn) als Kommentator, startete mit Anne Schreiters (Universität St. Gallen) Dissertationsvorhaben „Managerwelten. Praktiken deutsch-chinesischer Zusammenarbeit in Deutschland und China“. Es folgte Hannah von Blohs (Universität Passau) Promotionsprojekt „Kleinstädte als lokalisierte Schnittstellen in sich transformierenden Regionen am Beispiel Vietnams“. Panel 2B „Ordnungsmacht China“ wurde von Andreas Hofem geleitet, es kommentierte Herr Prof. Björn Alpermann (Universität Würzburg). Gunnar Henrich (Universität Freiburg) präsentierte seine Magisterarbeit zur chinesischen Afrikapolitik am Beispiel Sambias („Ziele und Methoden chinesischer Afrikapolitik am Beispiel Sambia“) und Matthias Stepan (Vrije Universiteit Amsterdam) stellte sein Promotionsprojekt „Modern Social Governance in China“ vor.

Dr. Patrick Ziegenhain (Universität Trier) kommentierte in Panel 3A Transformationsprozesse politischer Systeme“ die Magisterarbeiten von Anne-

Hélène Mang (Universität Trier) zu Wahlsystemdefiziten auf den Philippinen, und Timo Duile (Universität Bonn) zu „Kontinuität und Wandel der politischen Kultur im Transformationsprozess Indonesiens“. Geleitet wurde das Panel von Jann Christoph von der Pütten. In Panel 3B „Soziale Bewegungen“ kommentierte Dr. Oliver Pye (Universität Bonn) Mark Gessats (Universität Tübingen) Promotionsprojekt „The Vegetarian Movement in Post-Authoritarian Taiwan“ und Tobias Fehlauers (Universität Bonn) Magisterarbeit zu Berufswegen japanischer Frauen.

Nach der Mittagspause startete das Panel „Migration“ mit Anke Wiedemann als Chair und Stefan Rother (Arnold-Bergstraesser-Institut/Universität Freiburg) als Kommentator. Katharina Corleis (Universität Hamburg) präsentierte die Ergebnisse ihres Feldforschungspraktikums über „Netzwerke afrikanischer Studenten in Peking“, ihr folgte Simone Christ (Universität Bonn) mit ihrer Promotion „International Labor „Migration as a Way of Life in the Philippines“.

Im fünften Panel „Sozialer Wandel in China“, geleitet von Constanze Müller und kommentiert von Dr. Doris Fischer (DIE Bonn), wurden ausschließlich Ph.D.-Projekte vorgestellt. Auf Baris Selcuks (Universität Würzburg) Präsentation Verteilung und Aushandlung von Handlungsmacht in Einfamilienhaushalten im städtischen China der Gegenwart“ folgte Junchen Yan (Universität Bielefeld) mit dem Thema „Eine moderne Berufskarriere im städtischen China? Die Karrieremuster chinesischer Führungskräfte im ausländischen Investitionssektor“. Als einziger Ethnologe des Panels folgte Martin Böke (Universität Köln) mit „Wandel und Persistenz indigener Krankheitskonzepte in China unter besonderer Berücksichtigung von Emotionen als pathogene Faktoren“. Zuletzt präsentierte Katja Krämer (Universität Würzburg) „Soziale Schichtungsprozesse, politische Rollenbilder und Identitäten im urbanen China der Gegenwart“.

Nach dem Abendessen stellte Frau Prof. Claudia Derichs (Uni Marburg) die Arbeit der DGA vor und betonte deren Sonderstellung im internationalen Kontext. Auch brachte sie ihre tiefe Betroffenheit über die Katastrophe in Japan zum Ausdruck, worauf die Anwesenden für ein Projekt für betroffene Jugendliche in Japan spendeten. Ihr Vortrag „Asien in Bewegung: Politischer, kultureller und gesellschaftlicher Wandel einer Weltregion“, welcher das Motto der diesjährigen Tagung aufgriff, diskutierte die Rolle des westlichen Entwicklungsbegriffs und dessen kritische Reflexion in den Sozial- und Geisteswissenschaften, sowie alternative Entwicklungsmodelle, welche sich v. a. in Asien auf der Basis historischer Erfahrungen entwickelten und sowohl regional als auch überregional rezipiert werden.

Am Sonntagmorgen startete das letzte Panel „Persistenz autokratischer Systeme“ mit Dr. Manuel Schmitz (Universität Trier) als Chair und Dr. Stefan Wurster (Universität Heidelberg) als Kommentator. Sandra Heep und Maria Bondes (GIGA Hamburg) stellten das Projekt „Ideology, Framing and Regime Legitimacy in China“ vor, an dem beide gemeinsam mit Frau Prof. Heike Holbig (Universität Frankfurt) arbeiten. Marcel Schepp (Universität Trier) präsentierte seine Magisterarbeit „Repression in nichtdemokratischen Staaten: Singapur als Modell“. Den Abschluss bildete Michael Maennels (FU Berlin) Ph.D.-Projekt „Scheideweg der Transformation? Chinas und Russlands Modernisierungsprozesse in vergleichender Perspektive“.

Nach einer spannenden Abschlussdiskussion folgte die Wahl der neuen SprecherInnen der Nachwuchsgruppe. Anke Wiedemann und Eva Ottendörfer stellten sich nach fast vier aktiven Jahren nicht mehr zur Wahl. Die bisherigen stellvertretenden Sprecherinnen Anne Schreiter und Simone Christ wurden, ohne Gegenkandidaturen, einstimmig und ohne Enthaltungen als neue Sprecherinnen gewählt. Die Wahl der neuen stellvertretenden SprecherInnen fiel, bei drei Gegenkandidaturen, auf Isabel Dettmer (Uni Würzburg) und Katharina Corleis (Uni Hamburg). Die Gruppe dankte Anke Wiedemann für die Organisation und Durchführung der Tagung und ihr Engagement für die Nachwuchsgruppe. Nach der Wahl erfolgte die Evaluation der Tagung, welche durchweg sehr positiv ausfiel und eine große Zufriedenheit mit dem bestehenden Format widerspiegelte.

Unter dem Titel „Von Anfang an dabei. Erinnerungen an die Entwicklung der Südostasienwissenschaft in Deutschland“ schloss die fünfte DGA-Nachwuchstagung mit einem historischen Rückblick von Herrn Prof. Bernhard Dahm (Universität Passau). Unter Einbeziehung seiner eigenen Erfahrungen schilderte er auch das Zustandekommen interdisziplinärer Kooperation und das Zusammenwachsen der Asienwissenschaften in der DGA im letzten Drittel des 20.Jahrhunderts.

Armin Müller